Was ist Colocation? Der Leitfaden zum Serverhousing
In eigener Sache
Unternehmen haben heute mehr Möglichkeiten denn je, wenn es um die Verwaltung ihrer geschäftskritischen Informationen geht. Die Nachfrage nach Colocation-Services ist in den letzten Jahren stetig gewachsen. Warum setzen immer mehr große und kleine Unternehmen auf Colocation-Services? Dieser Beitrag beantwortet die wichtigsten Fragen rund um das Serverhousing.
Was bedeutet „Co-Location”?
Das Konzept der Co-Location kam erstmals 1998 auf, als Unternehmen Racks und Server aus ihren Büroräumen in Serverhousing-Zentren auslagerten. Von Co-Location (lat. „co“ für „zusammen, mit“ und „lokus“ für „Ort“) ist die Rede, wenn sich mehrere Unternehmen einen physischen Raum für das Hosting ihrer Netz-Infrastruktur teilen. Co-Location (auch „Colo“ genannt) ist per Definition das Unterbringen von vielen Dingen im selben Raum. Neben der Sicherheit und dem Management der Infrastruktur sind auch wichtige Versorgungskomponenten wie Strom und Kühlung gewährleistet. Unternehmen bringen ihre Server, Speichersysteme und Netzwerkgeräte in einem Rechenzentrum eines Drittanbieters unter. Einfach ausgedrückt, mieten sie dort Platz für ihre Geräte und erhalten zusätzlich Strom, eine Notstromversorgung, Kühlung, Verkabelung und mehr – genau wie im eigenen Rechenzentrum.
Wer sollte sich für Serverhousing entscheiden?
Das Hosten der Infrastruktur in einem Colocation-Rechenzentrum ist für Unternehmen sinnvoll, die mit dem Serverhousing Platz sparen wollen. Gleichzeitig behält das Unternehmen den Zugang zu den Racks, ohne sich um den täglichen Betrieb der Infrastruktur kümmern zu müssen. Durch das Rackhousing sparen sich Kunden die Kosten für Strom, Kühlung, Sicherheit und die allgemeine Verwaltung der Infrastruktur. Aufgrund der Größenordnung erhalten Colocation-Dienstleister ermäßigte Preise für Strom und die grundlegende Infrastruktur des Rechenzentrums. Diese Einsparungen werden an jeden Kunden weitergegeben.
Die wichtigsten Kriterien für die Wahl eines Colocation-Anbieters
Bei der Auswahl eines Colocation-Anbieters müssen Unternehmen zahlreiche Faktoren berücksichtigen. Dazu gehören:
- Kosten
- Verfügbarkeit der Stellfläche
- Größe der Racks
- Kühleffizienz
- Stromversorgung
- Batterie-Backup-Systeme
- Netzwerkkonnektivität
- Räumliche Organisation vom Rackhousing
- Netzwerkausrüstung
- Andere IT-Hardware
- Standort des Colocation-Zentrums
- Physische Sicherheit und Compliance-Zertifizierungen
- Disaster-Recovery-Pläne u. v. m.
- Überlegungen bei der Auswahl eines Colocation-Anbieters
Da die Leistung des Unternehmens vom Colocation-Zentrum abhängt, ist die Auswahl des Anbieters eine wichtige Entscheidung. Während Stromverbrauch, Verfügbarkeit, Skalierbarkeit und Mietkosten die offensichtlichen Faktoren sind, gibt es noch weitere Kriterien, um den maximalen Nutzen aus einem Colocation-Zentrum zu ziehen:
- Standort: Der physische Standort des Colocation-Zentrums spielt eine große Rolle in Bezug auf die Erreichbarkeit und die Reduzierung der Netzwerklatenz. Die Minimierung von Latenzverzögerungen ist wichtig für die Anwendungsperformance.
- Skalierbarkeit und Flexibilität: Welche Services bietet der Colocation-Anbieter? Kann das Angebot die Skalierungsanforderungen auch erfüllen, wenn das Unternehmen wächst? Wie sieht es mit den Migrationsanforderungen aus? Wenn das Unternehmen wächst, nimmt auch die Datenmenge zu. Die Colocation-Einrichtung sollte in der Lage sein, jeden zusätzlichen Kapazitätsbedarf zu decken.
- Sicherheitsdienste: Welche Art von Sicherheitsverfahren und -protokollen werden vom Colocation-Anbieter durchgeführt, um Unternehmensdaten zu schützen? Einige Colocation-Zentren bieten eine Netzwerküberwachung rund um die Uhr und stellen proaktive Sicherheitswarnungen und DDoS-Abwehrdienste bereit.
- Bereitschaft zur Disaster Recovery: Unternehmen sollten ihre Disaster-Recovery-Pläne mit den Colocation-Einrichtungen abstimmen und sicherstellen, dass die IT-Ressourcen gegen alle Arten von Katastrophen und Zwischenfällen geschützt sind.
Unternehmen müssen bedenken, dass die Wahl eines Colocation-Anbieters eine langfristige Entscheidung ist. Der Umzug der Infrastruktur von einem Rechenzentrum in ein anderes kann mit Ausfallzeiten einhergehen. Dabei müssen Firmen auch die Wachstumspläne und die Stabilität des Colocation-Service-Providers berücksichtigen. Ein Hauptaugenmerk sollte auf den Standort des Colocation-Rechenzentrums gelegt werden. Zwei Faktoren können bei der Entscheidung helfen, ob der Standort des Zentrums geeignet ist. Für den Fall, dass das Unternehmen fachkundiges IT-Personal zur Untersuchung von Problemen entsenden möchte, sollte das Rechenzentrum nahe genug sein, um hohe Reisekosten zu vermeiden. Verschiedene Managed-Colocation-Services haben unterschiedliche Sicherheitsangebote, Betriebszeiten, SLA (Service Level Agreements), Stromkosten usw. Genau wie in der Cloud-Landschaft haben Unternehmen die Möglichkeit, aus einer Vielzahl von Anbietern zu wählen.
Welche Vorteile haben Unternehmen dank Co-Location?
Die Co-Location ist eine Möglichkeit, die Investitionskosten für ein eigenes Rechenzentrum zu reduzieren, indem Unternehmen Platz in einer fremden Einrichtung mieten. Abgesehen von der physischen Sicherheit ist einer der weiteren Vorteile der Nutzung eines Colocation-Zentrums die Einrichtung der Sicherheit zur Einhaltung von Vorschriften und Audit-Anforderungen. Der Betrieb einer spezialisierten IT-Infrastruktur mit angepasster Sicherheit ist etwas, das Unternehmen erreichen können, wenn sie sich für eine Colocation-Einrichtung statt für die Cloud entscheiden. Colocation-Zentren ergreifen in der Regel strenge Maßnahmen zum Schutz der IT-Infrastruktur im Gebäude. Dazu können Video-Überwachung, Feueralarm und Wachpersonal vor Ort gehören. Die meisten Colocation-Zentren bieten Wartung, Überwachung, Berichterstattung und Fehlerbehebung, um potenzielle Katastrophen wie Systemausfälle, Sicherheitsverletzungen und Ausfälle zu verhindern. Viele Anbieter haben mehrere Backup- und Disaster-Recovery-Optionen, damit die Dienste auch bei Stromausfällen und anderen unerwarteten Ereignissen weiterlaufen. Im Allgemeinen werden Colocation-Zentren und Rechenzentren auf der Grundlage der Betriebszeit in ein Tier-System von Tier 1 bis Tier 4 eingestuft:
- Colocation-Zentren der Stufe 1 bieten eine Betriebszeit von 99,67 Prozent, haben die geringste Redundanz und geplante Ausfallzeiten.
- Colocation-Zentren der Stufe 2 bieten eine Betriebszeit von 99,74 Prozent, wobei eine geplante jährliche Ausfallzeit für Wartungsarbeiten erforderlich ist.
- Colocation-Zentren der Stufe 3 bieten eine Betriebszeit von 99,982 Prozent. Alle Server in Tier-3 werden über zwei Verteilungspfade mit Strom versorgt. Im Falle eines Stromausfalls eines Pfades bleiben die Server weiter online.
- Colocation-Zentren der Stufe 4 bieten eine Verfügbarkeit von 99,995 Prozent und funktionieren selbst im Katastrophenfall wie beispielsweise bei einem Brand.
Ein Colocation-Zentrum bietet seinen Kunden in der Regel ein breites Spektrum an Konnektivitätsoptionen. Da mehrere Internet-Service-Provider, Cloud-Umgebungen und andere Querverbindungen zur Verfügung stehen, können Unternehmen ihre Leistung optimieren und die Flexibilität des IT-Betriebs verbessern. Die Verwaltung eines eigenen Rechenzentrums und der IT-Infrastruktur können teurer sein als die Kosten für die Anmietung von Platz in einem Colocation-Zentrum. Mit Co-Location bekommen Unternehmen auch ein vorhersehbares Betriebskostenmodell. Sie können schnell und einfach skalieren. Die Erweiterung privater Serverräume und Rechenzentren würde sonst monatelange Planung erfordern. Darüber hinaus profitieren Unternehmen von modernster Technologie, Hardware und Sicherheit, ohne den Aufwand, der mit dem Kauf eigener Geräte und der Einstellung von Mitarbeitern verbunden ist. Colocation-Rechenzentren bieten zudem eine sichere und erschwingliche Antwort auf die zunehmenden Bedrohungen der Datensicherheit. Unternehmen profitieren von mehrschichtigen physischen und Cyber-Sicherheitsprotokollen sowie einem Team von Sicherheitsexperten, die rund um die Uhr in Bereitschaft sind.
Die Nachteile des Serverhousing
Die anfänglichen Startkosten können beträchtlich sein und mehr kosten als die Wahl eines einfachen Hostings. Außerdem müssen Unternehmen einen IT-Experten mit der Wartung des Servers beauftragen. Ein weiterer Nachteil ist, dass sich die Server außerhalb des Unternehmens befinden. Das bedeutet, dass Mitarbeiter reisen müssen, wenn sie physisch an den IT-Ressourcen arbeiten wollen. Möglicherweise gibt es kein Colocation-Zentrum in der Nähe. Dies kann die Reisekosten erhöhen, wenn das Zentrum sehr weit vom Unternehmen entfernt ist. Colocation-Kunden schließen zudem oft einen langfristigen Vertrag ab. Die monatlichen Kosten können sich aufgrund von Schwankungen in der Bandbreitennutzung ändern. Unternehmen sollten sicherstellen, dass sie den Vertrag auf versteckte Kosten und Gebühren überprüfen.
Welche Serverhousing-Lösung ist die beste?
Colocation-Zentren, On-Premise-Lösungen und Cloud-Infrastrukturen haben ihre eigenen Vor- und Nachteile. Unternehmen müssen umfassend evaluieren, welche Art von Lösung am besten zu ihren Geschäftsanforderungen passt und ihnen hilft, am effizientesten zu arbeiten.
Co-Location vs. On-Premise-Lösung
Co-Location ist unbestreitbar günstiger als der Aufbau und die Wartung eines eigenen Rechenzentrums. In Fällen, in denen ein Unternehmen jedoch über eine große Menge an Legacy-Infrastruktur verfügt und/oder komplexe Hardware- und Netzwerkanforderungen hat, kann die On-Premise-Option unumgänglich sein.
Co-Location vs. Cloud
Der Hauptunterschied zwischen Co-Location und öffentlichen Cloud-Diensten (Infrastructure-as-a-Service oder IaaS) besteht darin, dass Unternehmen beim Serverhousing die Hardware besitzen und warten, während bei IaaS der Dienstanbieter die gesamte Ausrüstung zur Verfügung stellt. Cloud-Dienste bieten eine noch größere Flexibilität bei der Skalierung, wenn sich Anforderungen an die Datenverarbeitung ändern. Die Dienste in der Cloud können aber auch teurer sein. Auf der anderen Seite birgt die Co-Location das Risiko einer Anbieterbindung, was für manche Unternehmen ein Nachteil sein kann. Co-Location im Rechenzentrum bedeutet, dass die eigene Ausrüstung sicher in einer speziellen Einrichtung gelagert wird. Der Anbieter stellt den Raum, die Racks, die laufende Wartung, den Support und die Stromversorgung zur Verfügung. Die Geräte gehören dem Unternehmen. Im Gegensatz dazu wird ein Cloud-Speicher ausschließlich über das Internet verwaltet. Nicht immer weiß das Unternehmen, wo sich die Server befinden, auf denen die Daten liegen. Sie greifen vollständig online auf sie zu. Co-Location gibt Unternehmen im Vergleich zum Cloud-Hosting mehr Kontrolle über Daten und mehr Flexibilität, zusammen mit transparenten, vorhersehbaren Preisen. Die Entscheidung, ob Unternehmen ihre Informationen in der Cloud hosten oder sich für eine Colocation-Strategie mit einem regionalen Rechenzentrum entscheiden, hat große geschäftliche Auswirkungen.
Fazit
Was passiert, wenn das Datenvolumen des Unternehmens über die On-Premise-Infrastruktur hinauswächst? Firmen könnten ein Add-on aufbauen oder den Hauptsitz wechseln, doch das ist drastisch, nur um ein paar weitere Server unterzubringen. Durch die Nutzung von Co-Location für IT-Outsourcing-Bedürfnisse gewinnen Unternehmen die Fähigkeit zurück, sich auf Kerninitiativen und Ressourcen zu konzentrieren. Der wertvollste Vorteil von Colocation ist die robuste, hochmoderne IT-Infrastruktur, die für die Speicherung von Kundendaten zur Verfügung steht. Der Versuch, diese Systeme intern zu implementieren, könnte schnell das IT-Budget eines Unternehmens übersteigen. Viele Firmen haben auch nicht die Zeit oder das Geld, um solch komplexe Hardware und Systeme zu installieren und zu warten. Bei Problemen steht das Support-Team des Zentrums rund um die Uhr zur Verfügung, um Fehler zu beheben und die benötigte Leistung wiederherzustellen. Für die meisten Unternehmen überwiegen die Vorteile von Co-Location die Nachteile. Sie haben Zugriff auf mehr Bandbreite, als sie sich oft leisten können. Sie müssen nicht für den Bau und die Wartung eines Rechenzentrums bezahlen. Wenn sich ein Colocation-Zentrum in der Nähe befindet, können Firmen alle Vorteile nutzen. So kann das Unternehmen mit weniger Ausgaben reibungsloser laufen. Ein Vorteil, den viele Unternehmen oft nicht berücksichtigen, ist der Schutz ihrer geschäftskritischen Informationen als wichtiges Verkaufsargument. Unternehmen verwalten die sensiblen Daten ihrer Kunden. Durch die transparente Darstellung der Tatsache, dass sie eine Colocation-Einrichtung nutzen, zeigen sie, dass Datenmanagement und -sicherheit Priorität haben.
Marcel Zimmer ist der Technische Geschäftsführer der EnBITCon. Während seiner Bundeswehrzeit konnte der gelernte IT-Entwickler zahlreiche Projekterfahrung gewinnen. Sein Interesse an der IT-Sicherheit wurde maßgeblich durch seinen Dienst in der Führungsunterstützung geweckt. Auch nach seiner Dienstzeit ist er aktiver Reservist bei der Bundeswehr.
Seine erste Firewall war eine Sophos UTM 120, welche er für ein Kundenprojekt einrichten musste. Seitdem ist das Interesse für IT-Sicherheit stetig gewachsen. Im Laufe der Zeit sind noch diverse Security- und Infrastrukturthemen in seinen Fokus gerückt. Zu seinen interessantesten Projekten gehörte zum Beispiel eine WLAN-Ausleuchtung in einem EX-Schutz Bereich, sowie eine Multi-Standort-WLAN-Lösung für ein großes Logistikunternehmen.
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