
Digitalisierung - Keine Bildung mit Corona
Die Temperaturen werden milder, die Narzissen im Garten fangen an zu blühen und Schüler*innen stehen zwei Wochen vor den Osterferien vor verschlossenen Türen. Diagnose: „Corona-Ferien“. Was in manchen Bundesländern zuerst vorsichtig mit der Aufhebung der Schulpflicht begann, endete am Samstag, den 14.03., mit dem Beschluss zur flächendeckenden Schließung aller Kitas und Schulen, um die Verbreitung des neuartigen Coronavirus COVID-19 zu verlangsamen. Die deutschlandweite Schulschließung soll vorerst bis zum Ende der Osterferien anhalten.
Doch was nun? Schulpflicht ist ein zweiseitiges Schwert: Anders als bei regulären Schulferien ist der Lehrbedarf noch nicht gedeckt. Wie Schüler*innen in Deutschland verpflichtend die Schule besuchen müssen, so ist der Staat verpflichtet, ein schulisches Angebot bereit zu stellen. Doch das erweist sich in einem solchen Ausnahmefall als schwierig.
Denn mit dem bloßen Versenden von Arbeitsblättern und dem Zurücksenden etwaiger Ergebnisse ist es bei weitem noch nicht getan. Ziel sollte es sein, strukturierte Lerneinheiten in den gewohnten 45-Minuten-Einheiten inklusive Pausenzeiten auch virtuell reproduzieren zu können und einzelnen Schüler*innen bei Bedarf genau so viel Hilfestellung zu geben, wie es im normalen Schulunterricht möglich ist.
Ein frühzeitiger und flächendeckender Ausbau der schulischen IT-Infrastruktur und die damit einhergehende Digitalisierung des Unterrichtes selbst hätte in einer Krisenzeit wie dieser die Weiterführung des Schulunterrichts von zu Hause nicht nur vereinfacht, sondern sogar gewährleistet.
Bundesländer wie Bayern, Rheinland-Pfalz, Hessen und Bremen etwa benutzen das Lernmanagementsystem MEBIS, welche unter anderem die nötigen Tools für einen digitalen Unterricht liefern. Dieses ist unter der Last der letzten Tage jedoch zusammengebrochen. Abgesehen davon ist jedoch auch hier die Frage, inwiefern diese Tools im normalen Unterricht bis jetzt eingesetzt wurden und ob Schüler sowie Lehrer mit der neuartigen Arbeitsweise vertraut sind. Zudem gilt es, stetig geltende Datenschutzauflagen einzuhalten und etwaige IT-Lösungen und Methoden der Altersgruppe und Medienkompetenzen der Schüler anzupassen. Denn Digitalisierung hört nicht bei der Eirichtung von Hard- und Software auf – es müssen Lehrer sowie Schüler geschult werden, mit den zur Verfügung stehenden Programmen richtig zu arbeiten.
Einen ersten Schritt in Richtung flächendeckende Digitalisierung der deutschen Schulen wurde bereits auf den Weg gebracht: Der DigitalPakt Schule. Jedoch ist auch hier die Bürokratie schleppend und die Bereitschaft, sich mit dem Thema "Digitales Lernen" auseinanderzusetzten und gemeinsam mit externen Fachleuten etwaige WLAN-Lösungen oder IT-Sicherheitskonzepte zu erarbeiten gering. Es sollte nicht erst eine weltweite Pandemie zu einem Umdenken in der Gesellschaft führen.
Aber besser spät als nie.